Christen sind kein Teil der Welt

Was bedeutet es kein Teil der Welt zu sein und warum sollten Christen kein Teil der Welt sein?
Bevor wir auf diese Fragen eingehen, ist zu klären, was mit der Welt eigentlich gemeint ist.


Definition des Begriffs Welt

Mit der Welt ist gemäß der Bibel im übertragenen Sinne 1. die Menschheit, die 2. menschliche Gesellschaft im Allgemeinen oder 3. die von gottentfremdete menschliche Gesellschaft im Besonderen gemeint.
Die Gesellschaft besteht dabei aus verschiedenen Elementen, wie z.B. den Regierungen(Himmel) und dem Volk(Erde). Aus politischer Sicht bilden dabei Himmel und Erde zusammen die Welt.
Der Begriff Himmel bezieht sich dann auf die Regierungen, die über die Erde herrschen, und Neue Himmel auf das Königreich Gottes.
Mit der Erde kann in symbolischem Sinne ebenfalls die auf der Erde existierende menschliche Gesellschaft gemeint sein. Eng verwandt mit dem Begriff „Welt“ sind die Begriffe „System der Dinge“ und „Zeitalter“.

Wenn auch in erster Linie mit Himmel die Wohnstätte Gottes und der Engel gemeint ist, wobei Gott schon immer vom Himmel aus (durch seine Engel) eine eingeschränkte Herrschaft bzw. Kontrolle über die Erde ausgeübt hat.

Die Entfremdung von Gott kann verschiedene Formen und Stufen annehmen und verschiedene Ursachen haben. Völlige Harmonie als ein Mensch mit Gott zu haben erscheint kaum möglich. Als Mensch unterliegen wir körperlichen und geistigen Grenzen. Dazu kommen Fehler und Schwächen die eine gewisse Entfremdung bewirken können. Aber wir können uns immer noch im Toleranzbereich befinden, und somit von Gott als untadelig eingestuft werden. Letztendlich legt Gott den Maßstab fest. Erfreulicherweise lässt er uns über seinen Maßstab nicht im Unklaren.

Wenden wir uns jetzt den drei Grundbedeutungen des Begriffs Welt im Detail zu.


1.   Die Menschheit

Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er … seinen Sohn gab um die Welt zu retten. (Joh 3:16). Gott liebt die Menschen, schließlich sind sie seine Geschöpfe. Er möchte das Beste für sie. Ewiges Leben in Glück und Harmonie in einem Paradies. Dazu müssen Alle ihren Beitrag leisten, auch die Menschen. Zuerst einmal ist es notwendig sich über Gottes Gerechtigkeit zu informieren (Joh 17:3).


2.   Die Menschliche Gesellschaft

Liebt nicht die Welt, noch die Dinge in der Welt, denn wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. (1.Jo 2:15-17).
Das gegenwärtige System der Dinge hat viele Komponenten und Bereiche: Regierung und Verwaltung, Wirtschaft und Unterhaltung, Gesundheit und Ernährung, Bildung und Kultur, Verkehr und Wohnung, Polizei und Militär, sowie die Religionen. Die menschliche Gesellschaft kann einen gewissen Wohlstand bewirken. Christen wissen aber, dass diese Welt nicht Gottes Maßstäben genügt. Sie lieben diese Welt deshalb nicht. Sie sehnen sich nach einer neuen besseren und gerechteren Welt.
Diese Welt hat einiges zu bieten. Geld, Macht, Besitz, Beschäftigung, Vergnügungen, Sicherheit, Wissen. Aber Christen lieben diese Dinge nicht. Die Welt kann das Leben zwar angenehmer machen, aber Christen machen keinen vollen Gebrauch von der Welt, auch wenn die Dinge als solche nicht schlecht sind, Spaß und sogar gewissen Sinn machen können, so können sie doch vom Dienst für Gott ablenken. 1.Ko 7:31.
Christen meiden die verschiedenen Arten des modernen Götzendienstes und lassen sich von dieser Welt nicht in deren Form pressen. Sie lassen nicht zu, dass irgendetwas oder irgendjemand den Platz einnimmt, der Gott gebührt. Sie sind sich den Unzulänglichkeiten dieses System bewusst, und bemühen sich zu einer besseren Neuen Welt beizutragen, berücksichtigen dabei aber Gottes Willen.


3.   Die von gottentfremdete Menschliche Gesellschaft

Jesus sagte: „Ihr seid kein Teil der Welt, sondern ich habe euch aus der Welt auserwählt. (Joh 15:19). Ich bitte dich (Vater) nicht sie aus der Welt herauszunehmen, sondern über sie zu wachen“.
Christen sind kein Teil der gottentfremdeten menschlichen Gesellschaft. Sie gehören nicht zu der Klasse von gottentfremdeten Menschen, sonst wären sie ja keine Christen! Auch wenn sie ein Teil der menschlichen Gesellschaft im Allgemeinen sind (sie sind „in der Welt“, Joh 17:11), so meiden sie doch die in dieser Welt gottentfremdenden Ansichten, Einstellungen, Rede- und Handlungsweisen.
In der Welt wirken destruktive Kräfte, die Bibel spricht von dem Geist der Welt, der eine Entfremdung von Gott bewirken kann. Manche entwickeln sich zu rebellischen, egozentrischen, arroganten, brutalen, zügellosen, unmoralischen Wesen. 
Christen finden keinen Gefallen an den gottentfremdeten Dingen dieser Welt (z.B. Gewalt, Hass, Streitigkeiten, Vorurteile) noch wollen sie Freundschaft dazu entwickeln, und sich diese Dinge zur Gewohnheit machen (Jak 4:4): „Denn wer immer ein Freund der Welt sein will, stellt sich als ein Feind Gottes dar“.


Das Ende der Welt

1.   Verheißung einer Neuen Welt

Gemäß der Bibel wird die Welt vergehen (1.Jo 2:17).  Wir wollen nicht mit ihr vergehen, sondern Teil der Neuen Welt werden. Doch dazu müssen wir den Willen Gottes erst einmal kennen lernen und dann tun. Gottentfremdete Menschen haben demnach keine Zukunft. Denn so wie die gottentfremdeten Menschen zur Sintflut vernichtet worden sind, so sind die bestehenden Himmel und Erde für das Feuer aufbehalten, d.h. sie werden vernichtet bzw. ersetzt werden. 2.Pe 3:10-13. „Doch Jehovas Tag wird kommen wie ein Dieb, an welchem [Tag] die Himmel mit zischendem Geräusch vergehen werden, die Elemente (oder Himmelskörper) aber werden vor Gluthitze aufgelöst, und die Erde und die Werke auf ihr werden aufgedeckt werden. Doch gibt es Neue Himmel und eine Neue Erde, die wir gemäß Gottes Verheißung erwarten und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“. Bei den Neuen Himmeln handelt es sich um das Königreich der Himmel. Jesus sagte sein Königreich sei kein Teil der Welt (Joh 18:36). Was meinte er damit? Jesu Königreich war ein himmlisches Königreich und hatte mit den irdischen Königreichen nichts zu tun.


2.   Verwirklichung der Neuen Welt

Das himmlische Königreich wird die irdischen Königreiche ablösen bzw. zermalmen(Da 2:44). Die Frage ist dabei: Wie werden die irdischen Regierungen beseitigt und durch wen?
A.   Die Einen meinen als Christen sollten wir uns auf das Predigtwerk konzentrieren und Jünger machen. Dazu ist es notwendig (oder zumindest vorteilhaft) sich politisch neutral zu verhalten, damit wir bei den bestehenden Regierungen nicht auf Widerstand stoßen. Vor allem müssen die Menschen die Gute Botschaft hören. Gott wird dann zur gegebenen Zeit die irdischen Regierungen (zusammen mit den Bösen bzw. Gottlosen) durch einen gewaltsamen Eingriff (Harmagedon) beseitigen. Anschließend wird der Gott des Himmels auf der Erde eine Theokratie einsetzen.
B.    Andere meinen, Gott wird sein Reich hier auf der Erde nach und nach realisieren und wir können Gottes Vorsatz in dieser Hinsicht auf vielerlei Weise unterstützen. Sowohl durch das Werk des Jüngermachens als auch durch soziale und sogar politische Aktivitäten. Diese Personen glauben, dass es Gottes Wille ist, dass es den Menschen hier und heute gut geht und sie möchten sich gerne dafür einsetzen. Sie glauben, dass Gott die Welt reformieren wird und schließlich ein göttliches System entstehen wird, das den menschlichen Bedürfnissen und Wünschen gerecht wird und durchaus demokratische Züge trägt.
Die vorrangige Frage lautet dabei: Welche dieser beiden Gruppen A oder B hat Recht?  Oder liegt die Antwort irgendwo dazwischen? Oder hat keine von beiden Gruppen Recht?
Wie viel Demokratie will Gott? Dass Gott Menschen an der Regierungsverantwortung beteiligen möchte, steht außer Frage. Schließlich setzt sich ja das Königreich aus Menschen zusammen (Off 5:9,10), und nicht aus Engeln. Gott möchte also Menschlichkeit. Warum? Weil Menschen mit Menschen am besten mitfühlen können!? Und deshalb auch eher bereit sein sollten sich für ihres gleichen einzusetzen. Ist der Himmel andererseits in der Lage und willens sich in die Menschen hineinzuversetzen und das Königreich zu unterstützen? Davon ist auszugehen. Wenn wir uns die Schöpfung ansehen, dann bemerken wir wie viel Zeit und Mühe die Engel aufgewendet haben, um die Erde zu einer wunderbaren Wohnstätte für den Menschen zu machen. Wieso sollten sie dann jetzt, so kurz vor der Erreichung des Endziels, dem irdischen Paradies, das Interesse verlieren? Zugegeben liefert der Bericht über die Sintflut einen anderen Eindruck. Damals haben böse Engel ihre eigenen Interessen verfolgt. Aber es ist nicht zu erwarten, dass der Himmel etwas daraus gelernt hat? Grundsätzlich hat jeder natürlich auch seine eigenen Wünsche, Interessen und Vorstellungen, sowohl Gott, als auch, Jesus, die Engel, das Königreich und die Menschen.  Die Interessen aller sind zu berücksichtigen. Besonders die Interessen Gottes.
Denn auch wenn der Mensch sich einbringen darf und soll, so ist doch die göttliche Unterstützung oder gar Aufsicht wünschenswert, wenn nicht gar notwendig. Dennoch mag hier langfristig gelten: „Weniger ist mehr!“.
Wie sollen die irdischen Regierungen auf die  scheinbar schlechten Aussichten reagieren? Menschen haben einen Sinn für die Gerechtigkeit, das Gleiche gilt für die Regierungen, die sich ja aus Menschen zusammensetzen. Die Regierungen sollten die göttliche Gerechtigkeit anstreben und zum Wohle des Volkes dienen. So erweisen sich die Regierungen als brauchbar für Gott und die Menschen. Oftmals gelingt es den Regierungen nicht die erhoffte Gerechtigkeit zu erreichen, deshalb sollten sie sich über die göttliche Zurechtweisung (Ps 2:10) und Unterstützung freuen. Wobei natürlich die Frage ist, welche Regierungsweise für den Menschen am besten ist und was gerecht ist.


Christen und der Staat bzw. die Politik

Wie sollten wir als Christen heute zu den irdischen Königreichen bzw. Regierungen eingestellt sein?

A.   Unterordnung

Grundsätzlich sollten Christen  gemäß Rö 13:1 die bestehenden Regierungen respektieren, bereit sein sich unterzuordnen und die Gesetze des Landes beachten. Was aber, wenn die Regierungen sich auf ganz und gar unchristliche Weise verhalten oder etwas von ihnen verlangen, was ihrem christlichen Gewissen widerspricht? Jeder muss für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen. Besser als andere zu richten ist es das eigene Gewissen zu schulen.


B.   Neutralität

Darf ein Christ Stellung beziehen in politischen Streitfragen oder sollte er ausschließlich den Christus vertreten? Die Geschichte zeigt welche fatale Folgen es haben kann, wenn sich „christliche“ Organisationen in die Politik einmischen. Auf der einen Seite mögen sie zu einer politischen Meinungsbildung beitragen, auf der anderen Seite könnten sie Spaltungen verursachen und zum Angriffsziel ihrer Gegner werden. Das kann sich nachteilig auf ihre eigene Mission, und die anderer Christen, auswirken. Deshalb unterlassen es viele Organisationen sich politisch zu äußern. Überlassen es aber den einzelnen Mitgliedern sich persönlich politisch zu betätigen. Inwieweit und auf welche Weise dies möglich ist, ist ganz unterschiedlich in den Ländern.


C.   Beteiligung an den Wahlen

Darf ein Christ sich noch an den Wahlen beteiligen? Hat er mit seiner Taufe nicht schon das Königreich gewählt? Die Meisten befürworten die freie und geheime Wahl. Jeder soll die Freiheit haben wählen zu gehen oder nicht wählen zu gehen, die eine Partei zu wählen oder die andere oder keine. Wieso sollten Christen dieses Recht nicht haben, nicht einfordern?  Sind Christen unmündig hinsichtlich der Welt? Oder werden sie entmündigt oder entmündigen sie sich gar selbst?


D.   Mitwirkung in der Politik

Darf ein Christ noch weitergehen und sogar politische Verantwortung übernehmen?
Die Geschichte zeigt, welche verheerende Folgen es haben kann, wenn Christen nicht politisch mitwirken und sich vielleicht sogar völlig raushalten. Dies bedeutet de facto die Macht Anderen zu überlassen und sich Diesen auszuliefern. Und diese können sich als ganz und gar unchristlich erweisen.
Aber besteht nicht die Gefahr sich mitschuldig zu machen?
Schließlich kann ich ja durch das Parteiensystem böse Entscheidungen mittragen müssen? Deshalb ist es in vielen Ländern üblich, dass die Politiker nicht der Partei, sondern ihrem Gewissen verpflichtet sind. Zumindest theoretisch.
Auf der anderen Seite kann ich durch mein Eingreifen böse Entscheidungen verhindern. So wie Gamiliel, ein Mitglied des Sanhedrins, der die Christen vor schlimmer Verfolgung bewahrte (Apg 5:33-40).
Sich politisch zu engagieren bedeutet nicht, dass man sich einer Partei anschließen muss. Stichwort außerparlamentarische Opposition. Durch lobbyistische, journalistische und publizistische Aktivitäten kann man auch Einfluss ausüben.
Bloß, wenn man sich raushält und nichts macht, bedeutet dies übrigens nicht, dass man nicht verantwortlich ist und sich nicht mitschuldig gemacht hat. Aber ist es nicht besser die Angelegenheit Gott zu überlassen? Was aber, wenn Gott sich auch raushält?