Das Lied der Lieder (Song of Songs)

Theaterstück in einem Akt
bzw. in fünf Tagen

von Achim Höpner

Version 6 vom 21.3.2017

Rollen

Sulamith                    Braut, Gefährtin des Hirten

Hirte                            Bräutigam, Geliebter der Sulamith

2 Töchter Jerusalems         Frauen am Hof Salomos

Tochter1                    1. Tochter Jerusalems
Tochter2                    2. Tochter Jerusalems

Sprecher                   Stimme aus dem OFF, die das Stück begleitet, sollte auch vom Hirten gesprochen werden.

Wächter                     Zwei Wächter, treten im Traum Sulamiths in Erscheinung, können auch von den Töchtern Jerusalems gespielt werden

Requisiten                Bild von Salomon, Bett, Fenster mit Vorhängen, Perlenkette, Apfelbaum

Bühne           Die Bühne ist in zwei Hälften unterteilt.

Links, im größeren Teil, befindet sich das Schlafgemach der Sulamith. Rechts ein Apfelbaum, unter dem sich der Hirte aufhält. Beide sind durch eine Wand voneinander getrennt.

Der Hirte kann die Sulamith sehen, aber die Sulamith kann den Hirten nicht sehen. Etwa wie in einem Verhörzimmer, auf der einen Seite ein Spiegel, auf der anderen Seite ein Fenster.


Sprecher      1 Das Lied der Lieder, das Salomos ist:

Am Königshof Salomos. Im Schlafgemach der Sulamith. Tag

Töchter Jerusalems schauen sehnsüchtig aus dem Fenster auf den Hof

Tochter1 über Salomo Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.

Tochter2 über Salomo 3 Dein Name ist gleich des Duftes guten ausgegossenen Öls.

Sulamith        Darum lieben dich die Jungfrauen.

Tochter1 zu Tochter2 4 Komm mit mir!

Tochter2 zu Tochter1 Lass uns laufen!

Sulamith        betritt den Raum Der König hat mich in seine Gemächer geführt! 

Tochter1        über Salomo Laß uns doch frohlocken und uns deiner freuen.

Tochter2        über Salomo Ja, wir wollen deine Liebe erwähnen mehr als Wein.

Sulamith          liebt den Integeren.

Töchter Jerusalems Drehen sich um zur Sulamith und schauen sie erstaunt an

Sulamith        5 Ein schwarzes Mädchen bin ich,

Töchter Jerusalems aber anmutig

Sulamith        o ihr Töchter Jerusalems,

Tochter1        Wie die Zelte der Wüste,

Tochter2        Wie die Zelttücher Salomos.

Sulamith          6 Ich schaue nicht schwarz aus, weil die Sonne mich angeblickt hat. -

Sulamith          Die Kinder wurden zornig auf meine Mutter und so setzten sie mich zur Hüterin der Weingärten ein, nicht meines eigenen Weingartens, und ich habe sie gehütet.

Sulamith          7 Teil mir doch mit, o du, den meine Seele geliebt hat, wo du hütest, wo du die Herde am Mittag lagern läßt. Warum denn sollte ich zu den Herden deiner Mitgenossen abirren?

Sprecher       aus dem Off   (ohne dass die Sulamith ihn hört) 8 Wenn du es nicht weißt, o du schönste unter den Frauen, so geh selbst hinaus, den Fußspuren der Kleinviehherde nach, und weide deine Zicklein den Wohnstätten der Hirten entlang.

Hirte               aus dem Off Mit einem Gespann von Pferden an den Wagen Pharaos habe ich dich verglichen, o meine Geliebte.

Tochter1        zur Sulamith Anmutig sind deine Wangen, dein mit einer Perlenkette verzierter Hals.

Tochter2        Einfassungen aus Gold werden wir dir machen mit Beschlägen aus Silber.

Sprecher       Während sich der König in seiner Tafelrunde befindet

Sulamith       Meine eigene Narde spendet ihren Duft. 13 Wie ein Myrrhenbeutel ist mir mein Liebster; zwischen meinen Brüsten (in ihrem Herzen) wird er die Nacht verbringen. 14 Wie eine Hennatraube ist mir mein Liebster, inmitten der Weingärten von En-Gẹdi.

Hirte                    tritt an die trennende Wand Siehe! Du bist schön, o meine Gefährtin. Siehe! Deine Augen sind schön, gleich Tauben.

Sulamith        16 Siehe! Du bist schön, mein Geliebter, ja lieblich. Unser Bett ist eines aus Laubwerk.

Hirte                     17 Die Balken unseres großartigen Hauses sind Zedern, unsere Sparren Wacholderbäume.

Sulamith        2 Ich bin eine Blume der Küstenebene, eine Lilie der Tiefebenen.

Hirte               2 Wie eine Lilie unter dornigem Unkraut, so ist meine Gefährtin unter den Töchtern.

Sulamith        3 Wie ein Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen.

Sulamith        bereitet sich auf den Schlaf vor. Seinen Schatten habe ich sehnlichst begehrt, und seine Frucht ist meinem Gaumen süß gewesen. 4 Er brachte mich in das Haus des Festmahls, sein Banner darüber war Liebe. 5 Erfrischt mich mit den Rosinenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe.
Legt sich hin 6 Seine Linke ist unter meinem Haupt; und seine Rechte — sie umarmt mich.
Legt sich schlafen. 7 Ich beschwöre euch, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellen und bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe in mir zu erregen oder zu erwecken, bis er sich dazu geneigt fühlt.

Töchter Jerusalems ziehen die Vorhänge zu und verlassen den Raum. Es ist dunkel. Personen sind nur noch schemenhaft zu erkennen.

1.    Nacht

Sulamith        träumt – und richtet sich dann auf 8 Horch — mein Liebster! Siehe! Dieser kommt, steigt über die Berge, springt über die Hügel. 9 Mein Liebster gleicht einer Gazelle oder dem Jungen der Hirsche. Geht zur Wand.
Seht- Er steht hinter unserer trennenden Wand, schaut durch die Fenster, blickt durch die Gitter. Legt sich wieder hin. Und schläft weiter.

Es wird wieder Tag.

2.    Tag

Hirte                10  ‚Steh auf, du meine Gefährtin, meine Schöne, und komm mit. 11 Denn siehe, der Winter ist vorbei, und die Regenzeit ist vorüber. 12 Die Blüten sind im Land erschienen, die Vögel singen, und die Stimme der Turteltaube, wird wieder in unserem Land gehört. 13 Am Feigenbaum erscheinen die grünen Feigen, an den Weinstöcken die Trauben, und spenden ihren Duft. Steh auf, komm, o meine Gefährtin, meine Schöne, komm mit!

Sulamith steht wieder auf und ist in Gedanken bei Ihrem Liebsten

Hirte               14 O meine Taube in den Schlupfwinkeln des zerklüfteten Felsens, im Versteck des steilen Weges, zeig mir dein Angesicht, laß mich deine Stimme hören, denn deine Stimme ist angenehm, und dein Angesicht lieblich.

Töchter Jerusalems treten heran und ziehen die Vorhänge beiseite

Tochter1        15 Faßt uns die Füchse!

Tochter2        Die kleinen Füchse.

Tochter1        Die die Weingärten verheeren,

Tochter2        Da die Weingärten zarte Beeren tragen.

Sulamith       (für sie besteht keine Gefahr) 16 Mein Liebster ist mein, und ich bin sein. Blickt sehnsüchtig aus dem Fenster Er weidet unter den Lilien. 17 Ehe der Tag vergeht und die Schatten entfliehen, wende dich um, o mein Liebster; sei gleich einer Gazelle oder einem jungen Hirschen auf den Bergen der Trennung.

Der Tag vergeht.

Töchter Jerusalems ziehen die Vorhänge zu und verlassen den Raum, um die Sulamith schlafen zu lassen. Es ist dunkel. Personen sind nur noch schemenhaft zu erkennen.

2.    Nacht

Sulamith legt sich wieder hin.

Sulamith       3 Auf meinem Bett während der Nächte habe ich den gesucht, den meine Seele geliebt hat. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. Schläft ein

Sulamith       steht auf 2 Laßt mich bitte aufstehen und in der Stadt umhergehen; auf den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen laßt mich den suchen, den meine Seele geliebt hat. - Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht.

Wächter         treten seitlich auf die Bühne

Sulamith        3 Die Wächter, die in der Stadt umhergingen, fanden mich: zu den Wächtern ‚Habt ihr den gesehen, den meine Seele geliebt hat?‘

Wächter         gehen ab

Sulamith        4 Kaum war ich von ihnen aus weitergegangen, da fand ich den, den meine Seele geliebt hat. Ich ergriff ihn, und ich wollte ihn nicht loslassen, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht hätte und in das innere Gemach derjenigen, die mit mir schwanger gewesen war.

Sulamith        legt sich wieder hin, schläft ein, erwacht, schläfrig, Licht geht an.

Töchter Jerusalems treten heran und ziehen die Vorhänge beiseite

3.    Tag

Sulamith        5 Ich beschwöre euch, o Töchter Jerusalems, bei den Gazellen und bei den Hindinnen des Feldes, daß ihr nicht versucht, die Liebe in mir zu erregen oder zu erwecken, bis sie sich dazu geneigt fühlt.

Sulamith        tritt ans Fenster und fragt die Töchter 6 Was ist das, das wie Rauchsäulen von der Wildnis heraufkommt, umduftet von Myrrhe und duftendem Harz, ja von allerlei würzigem Pulver eines Händlers?

Töchter Jerusalems treten ans Fenster heran

Tochter1        7 Siehe! Es ist seine Sänfte, diejenige, die Sạlomo gehört. Sechzig starke Männer sind rings darum her, von den Starken Israels, 8 sie alle im Besitz eines Schwertes, in der Kriegführung unterwiesen, jeder mit seinem Schwert an seiner Hüfte wegen des Schreckens in den Nächten.

Tochter2        9 Es ist die Sänfte, die sich König Sạlomo aus den Bäumen des Lịbanon gemacht hat. 10 Ihre Säulen hat er aus Silber gemacht, ihre Stützen aus Gold. Ihr Sitz ist aus purpurrötlichgefärbter Wolle, ihr Inneres für die Töchter Jerusalems liebevoll ausgestattet.

Töchter Jerusalems  zum Publikum (den Töchtern Zions) 11 Geht hinaus, o ihr Töchter Zions, und schaut den König Sạlomo an mit der Krone, mit dem ihn seine Mutter am Tag seiner Hochzeiten und am Tag der Freude seines Herzens gekrönt hat.

Töchter Jerusalems  treten ab

Hirte                aus dem Off 4 Siehe! Du bist schön, o meine Gefährtin. Siehe! Deine Augen sind schön. Meine Taube, die Locken deines Haares sind gleich einer Herde Ziegen, die vom Berg Gịlead herabgehüpft sind. 2 Deine Zähne sind wie eine Herde frisch geschorener, frisch gewaschener. Schafe, die alle Zwillinge gebären, ohne daß eines unter ihnen seine Jungen verloren hat. 3 Deine Lippen sind so wie eine Karmesinschnur, und deine Reden sind angenehm, wie ein Granatapfelstück sind deine Schläfen hinter deinem Schleier. 4 Dein Hals ist wie der Turm Davids, in Steinschichten gebaut, an den tausend Schilde gehängt sind, all die Rundschilde der starken Männer. 5 Deine beiden Brüste sind wie zwei Junge, die Zwillinge einer Gazelle, die unter den Lilien weidet.

6 Ehe der Tag vergeht und die Schatten entflohen sind, werde ich meines Weges zum Myrrhenberg (1. Busen) und zum Hügel duftenden Harzes (2. Busen) gehen.

7 Du bist ganz und gar schön, o meine Gefährtin, und es ist kein Makel an dir.
8 Zum Lịbanon, o Braut, komm mit mir zum Lịbanon. Sieh, der Gipfel des Amana, der Gipfel des Sẹnir, ja des Hẹrmon, Lagerplätze von Löwen, Berge von Leoparden.
9 Du hast mein Herz erobert, o meine Schwester, meine Braut, du hast mein Herz erobert mit einem Augenzwinkern, mit einer einzigen Perle deiner Halskette. 10 Wie schön ist deine Liebe, o meine Schwester, meine Braut! Wieviel besser ist deine Liebe als Wein und der Duft deiner Öle als allerlei Wohlgeruch! 11 Von Wabenhonig triefen ständig deine Lippen, o meine Braut. Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider ist wie der Duft des Lịbanon.
12 Ein verriegelter Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Quell, ein versiegelter Brunnen. 13 Deine Pflanzen sind ein Obstgarten von Granatäpfeln, mit den erlesensten Früchten, Hennapflanzen nebst Nardenpflanzen, 14 Narde und Safran, Rohr und Zimt samt allerlei Bäumen duftenden Harzes, Myrrhe und Ạloe nebst all den feinsten Riechstoffen, 15 eine Quelle von Gärten. ein Brunnen lebendigen Wassers, Ströme vom Lịbanon.

Töchter Jerusalems  aus dem Off

Tochter1        16 Erwache, o Nordwind

Tochter2        Komm herbei, o Südwind.

Hirte               Wehe über meinen Garten. Mögen die Wohlgerüche daraus strömen.

Sulamith        während sie einschläft Möge mein Liebster in seinen Garten kommen und alle ihm gefälligen Früchte essen.

3.    Nacht

Hirte                5 Ich bin in meinen Garten gekommen, o meine Schwester, meine Braut. Ich habe meine Myrrhe samt meinem Gewürz gepflückt. Ich habe meine Honigwabe samt meinem Honig gegessen; ich habe meinen Wein samt meiner Milch getrunken.

Tochter1        Eßt, o Gefährten!

Tochter2        Trinkt, trinkt im Übermaß, o Geliebte.

Sulamith        legt sich schlafen 2 Ich schlafe, aber mein Herz ist wach. Da ist der Laut meines Liebsten, der anklopft!

Hirte                Öffne mir, o meine Schwester, meine Gefährtin, meine Taube, meine Untadelige! Denn mein Haupt ist voll von Tau, die Locken meines Haares von den Tropfen der Nacht.

Sulamith        verzweifelt Ich habe mein langes Gewand ausgezogen. Wie kann ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen. Wie kann ich sie beschmutzen?‘
4 Mein Liebster zog seine Hand von der Türöffnung zurück, und mein Inneres, es wurde ungestüm in mir.

Sulamith        Steht auf und legt ihr Gewand an 5 Ich stand auf, um meinem Liebsten zu öffnen, und meine Hände, sie troffen von Myrrhe und meine Finger von flüssiger Myrrhe auf die Vertiefungen des Schlosses. 6 Ich öffnete, ja ich, meinem Liebsten, aber mein Liebster hatte sich abgewandt, er war weitergegangen. Meine Seele selbst war mir entwichen, als er redete. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht. Ich rief ihn, aber er antwortete mir nicht.

Wächter         treten auf

Sulamith        7 Die Wächter, die in der Stadt umhergingen, fanden mich.

Wächter         Schlagen auf die Sulamith ein.

Sulamith        Sie schlugen mich, sie verwundeten mich.

Wächter         Zerren ihr den Umhang vom Leib.

Sulamith        Die Wächter der Mauern nahmen mir meinen Umhang weg. Legt sich wieder voller Scham hin

Töchter Jerusalems ziehen die Vorhänge beiseite.

4.    Tag

Sulamith        erwacht 8 Ich beschwöre euch, o Töchter Jerusalems, daß ihr, wenn ihr meinen Liebsten findet, ihm mitteilen solltet, daß ich krank bin vor Liebe.

Tochter1        9 Wie kommt es, daß dein Liebster mehr ist als irgendein anderer Liebster, o du schönste unter den Frauen?

Tochter2        Wie kommt es, daß dein Liebster mehr ist als irgendein anderer Liebster, dass du uns unter einen Eid wie diesen gestellt hast?

Sulamith        10 Mein Liebster ist weiss und rot, der Hervorragendste unter Zehntausenden. 11 Sein Haupt ist Gold, geläutertes Gold. Die Locken seines Haares sind Datteltrauben. Sein schwarzes Haar ist wie der Rabe. 12 Seine Augen sind wie Tauben an den Wasserkanälen, die sich in Milch baden, innerhalb der Ränder sitzend. 13 Seine Wangen sind wie ein Gartenbeet von Gewürzpflanzen, Türme von aromatischen Kräutern. Seine Lippen sind Lilien, die von flüssiger Myrrhe triefen. 14 Seine Hände sind goldene Walzen, mit Chrysolịth gefüllt. Sein Unterleib ist eine Elfenbeinplatte, bedeckt mit Saphiren. 15 Seine Beine sind Marmorsäulen, gegründet auf Einstecksockeln von geläutertem Gold. Sein Aussehen ist wie der Lịbanon, auserlesen wie die Zedern. 16 Sein Mund ist lauter Süßigkeit, und alles an ihm ist ganz und gar begehrenswert. Das ist mein Liebster, und das ist mein Gefährte, o Töchter Jerusalems.

Tochter1        6 Wohin ist dein Liebster gegangen, o schönste unter den Frauen?

Tochter2        Wohin hat sich dein Liebster gewandt, damit wir ihn mit dir suchen?

Sulamith        2 Mein eigener Liebster ist in seinen Garten hinabgegangen, zu den Gartenbeeten von Gewürzpflanzen, um inmitten der Gärten zu hüten und Lilien zu pflücken. 3 Ich bin meines Liebsten, und mein Liebster ist mein. Er hütet unter den Lilien.

Hirte                4 Du bist schön, o meine Geliebte, wie Tirza, anmutig wie Jerusalem, ehrfurchtgebietend wie um Banner versammelte Scharen. 5 Wende deine Augen von mir ab, denn sie haben mich überwältigt. Dein Haar ist gleich einer Herde Ziegen, die von Gịlead herabgehüpft sind. 6 Deine Zähne sind wie eine Herde Mutterschafe, die von der Schwemme heraufgestiegen sind, die alle Zwillinge gebären, ohne daß eines unfruchtbar wäre. 7 Wie ein Granatapfelstück sind deine Schläfen hinter deinen Locken.

Hirte               8 Es mag sechzig Königinnen und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl geben. 9 Eine ist es, die meine Taube ist, meine Untadelige. Sie ist die Eine Ihrer Mutter, die Wahl derjenigen, die sie geboren hat.

Sprecher       Die Töchter sahen sie, und sie priesen sie dann glücklich; Königinnen und Nebenfrauen, und sie priesen sie dann:

Tochter1        10 Wer ist diese, die hervorsticht wie die Morgensonne, schön wie der Vollmond.

Tochter2        Lauter wie die Sonnenglut, ehrfurchtgebietend wie Bannerscharen?

Sulamith        tritt aus dem Schlafgemach heraus. 11 Zum Nußbaumgarten war ich hinabgegangen, um die Knospen im Wildbachtal zu sehen, um zu sehen, ob der Weinstock gesproßt hatte, ob die Granatapfelbäume erblüht waren.

Sulamith        verlockt von den Prunkkutschen des Königs 12 Ehe ich es wußte, hatte mich meine eigene Seele zu den Kutschen versetzt, die die Edlen bereitet hatten.

Tochter1        13 Komm zurück, komm zurück, o Sụlamith!

Tochter2        Komm zurück, komm zurück, damit wir dich anschauen können!

Tochter1        Was seht ihr an der Sụlamith?

Tochter2        Etwas wie den Reigentanz zweier Lager!

Hirte               7 Wie schön sind deine Schritte in den Sandalen, oh edle Tochter! Die Wölbungen deiner Hüften sind wie Geschmeide, das Werk von Künstlerhänden. 2 Dein Nabelring ist eine runde Schale. Möge der Mischwein daraus nicht fehlen. Dein Leib ist ein Weizenhaufen, umzäunt mit Lilien. 3 Deine beiden Brüste sind wie zwei Junge, die Zwillinge einer Gazelle. 4 Dein Hals ist wie ein Elfenbeinturm. Deine Augen sind wie die Teiche zu Hẹschbon in dem Tor der Einen. Deine Nase ist wie der Lịbanonturm, der nach Damạskus hinschaut. 5 Dein Haupt ist wie der Kạrmel, und dein herabhängendes Haar wie der Purpur, den der König in seinen Gemächern aufbewahrt.
6 Wie schön bist du, und wie lieblich bist du, o Geliebte mit all deinen Reizen! 7 Dein Wuchs gleicht einer Palme und deine Brüste den Datteltrauben. 8 Ich habe gesagt: ‚Ich werde die Palme erklimmen, damit ich ihre Früchte ergreife. Mögen deine Brüste wie Trauben des Weinstocks sein und dein Atem wie der Duft von Äpfeln 9 und dein Gaumen wie der beste Wein, der sich meiner Geliebten ergießt, und ihre Lippen Süßes sagen lässt.

Sulamith       10 Ich bin gereift und bin meines Liebsten, nach mir steht sein tiefes Verlangen. 11 Komm doch, o mein Liebster, laß uns aufs Feld hinausgehen; laß uns doch inmitten der Hennapflanzen übernachten. 12 Laß uns früh aufstehen und in die Weingärten gehen, damit wir sehen, ob der Weinstock gesproßt hat, die Blüte aufgebrochen ist, die Granatapfelbäume erblüht sind. Dort werde ich dir meine Liebkosungen schenken. 13 Die Mandragoren selbst haben ihren Duft gegeben, und an unseren Eingangswegen gibt es alle Arten auserlesenster Früchte. Sowohl die neuen als auch die alten, o mein Liebster, habe ich für dich aufbewahrt.

Sulamith        8 O daß du mein Bruder wärst, der meiner Mutter Brüste gesogen hat! Ich würde dich finden, ich würde dich öffentlich küssen und niemand würde mich verachten. 2 Ich würde dich führen, ich würde dich ins Haus meiner Mutter bringen, dich unterweisen. Gewürzten Wein würde ich dich trinken lassen, den frischen Saft von Granatäpfeln.

4.    Nacht

Legt sich hin 3 Seine Linke wäre unter meinem Haupt; und seine Rechte — sie würde mich umarmen. 4 Ich beschwöre euch, o Töchter Jerusalems, daß ihr nicht versucht, die Liebe in mir zu erregen oder zu wecken, ehe die Zeit reif ist.

Sulamith        schläft ein

5.    Tag

Umbau. Die Trennwand ist beseitigt. Die Sulamith ist nicht mehr in ihrem Bett. Es wird Tag.

Tochter1        5 Wer ist diese, die aus der Wildnis heraufkommt?

Tochter2        An ihren Liebsten gelehnt?

Der Hirte tritt mit der Sulamith heran

Hirte               Unter dem Apfelbaum habe ich dich erweckt, dort wo deine Mutter dich hervorbrachte, dich gebar.

Sulamith        6 Leg mich wie ein Siegel auf dein Herz

Hirte               Wie ein Siegel auf deinen Arm;

Sulamith        Denn die Liebe ist so stark wie der Tod,

Hirte               So unnachgiebig wie der Scheọl.

Sulamith        Die Gluten der Eifersucht sind starke Gluten eines Feuers.

Hirte                Eine gewaltige Flamme.

Sulamith        Selbst viele Wasser vermögen die Liebe nicht auszulöschen

Hirte               Noch können selbst Ströme sie hinwegschwemmen.

Sulamith        tritt zur Bühne hervor, während der Hirte seitlich die Bühne verlässt. Wenn ein Mann für Liebe alle wertvollen Dinge seines Hauses gäbe, würde man sie doch bestimmt verachten.

Tochter1        8 Wir haben eine kleine Schwester, die noch keine Brüste hat.

Tochter2        Was werden wir für unsere Schwester tun an dem Tag, an dem man um sie werben wird?

Tochter1        9 Wenn sie eine Mauer sein sollte, so werden wir eine silberne Zinne auf ihr bauen

Tochter2        Sollte sie aber eine Tür sein, werden wir sie mit einer Zedernplanke versperren.

Sulamith        10 Ich bin eine Mauer, und meine Brüste sind Türme. Und so habe ich sein Gefallen erlangt.

Sprecher        11 Da war ein Weingarten, den Sạlomo hatte, einen unter Vielen. Er übergab den Weingarten den Hütern. Jeder brachte jeweils für seinen Fruchtertrag tausend Silberstücke ein.

Sulamith        12 Mein Weingarten, der mir gehört, steht mir zur Verfügung. Die tausend gehören dir, o Sạlomo, und zweihundert den Hütern seines Fruchtertrags.

Sprecher       13 O du, die du in den Gärten wohnst, die Mitgenossen merken auf deine Stimme. Laß sie mich hören.

Sulamith        14 Enteile, mein Liebster, und mache dich auf gleich einer Gazelle oder gleich einem jungen Hirschen auf den Bergen der Gewürze.