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Themen Theaterstück Hiob vom 4.4.2021

Das Leiden des Menschen

Wie reagieren wir, wenn uns selbst oder anderen Leid widerfährt? Wie wirkt sich das Leiden auf unser Verhältnis zu Gott aus?


A. Wer ist dafür verantwortlich?
Die Bibel und eigene Erfahrungen lehren uns, dass Zeit und Unvorhergesehenes alle treffen kann. Wenn wir einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Unser Körper ist anfällig, durch Fehlverhalten können wir uns selbst, oder andere uns, schaden. Auch nicht erfüllte Bedürfnisse, Wünsche und Erwartungen können Kummer und Leid verursachen.

B. Wen machen wir dafür verantwortlich?
1. Hiob machte aufgrund der besonderen Art, wie das Unheil plötzlich über ihn hereinbrach, Gott verantwortlich. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es andere höhere, ungerechte Mächte gibt, obwohl seine Freunde dies wiederholt andeuteten.
Gott brachte das Leiden aber nicht über Hiob, er ließ es nur zu. Am Ende stellt er Hiob wieder her. Und davor spricht er zu Hiob, ohne aber auf die Umstände seines Leids einzugehen. Erst der Kontext des Buches Hiob gibt einen Einblick.
Gott bietet uns durch sein Wort Hilfe und Anleitung, wie wir uns vor Leiden bewahren können. Er verheißt auch dem Leiden ein Ende zu machen (Off 21:3,4). Gott demonstriert in dem Buch Hiob, das er dazu fähig ist.
Hiob ist vielleicht deshalb nicht auf die Idee gekommen, jemand anders könnte für sein Leiden verantwortlich sein, weil dann der allmächtige und gerechte Gott bestimmt eingreifen würde.

2. Machen wir böse Geistermächte dafür verantwortlich? Der Satan konnte das Unglück offensichtlich über Hiob bringen, weil Gott dies zuließ. Und was ist mit Dämonen? Zur Zeit Jesus gab es böse Geister, die den Menschen Schaden zufügten, Jesus trieb diese Geister aber aus und zeigte, dass er Gewalt über sie hat.

3. Machen wir uns selbst verantwortlich?
Wir könnten meinen, uns widerfährt das Leiden, da wir gesündigt haben und jetzt bestraft uns Gott dafür. Hiob hat Gott herausgefordert und zu Unrecht beschuldigt, aber Gott hat ihm dies nicht angerechnet. So können wir auch zuversichtlich sein. Christen haben in Jesus den verheißenen Erlöser, der ihre Schuld begleicht und sie vom Tod befreit. (Hiob 19:25, 33:23-25). Hiob war nicht verantwortlich für sein Leiden, aber er hat Gott gesucht und sich den Rat seiner Freunde angehört. Er hielt sich selbst für zu klein und unbedeutend, aber vielleicht können wir doch etwas bewirken.

Die Gerechtigkeit Gottes

Was erwartet Gott eigentlich von dem Menschen und was kann dieser im Gegenzug von Gott erwarten? Das war lange Zeit unklar. Hiob spielt offensichtlich vor der Zeit Mose. Gott hatte also sein auserwähltes Volk noch nicht aus der ägyptischen Gefangenschaft herausgeführt und ihnen noch nicht die 10 Gebote und sein Gesetz gegeben und sich noch nicht persönlich vorgestellt und seine Macht demonstriert. Jedenfalls wird in Hiob nirgendwo Bezug darauf genommen.
Die Fragen zur Zeit Hiobs waren also, wer ist Gott eigentlich, was erwartet er von den Menschen und was dürfen Menschen von Gott erwarten, wenn sie das Richtige tun? Die Fragen werden in Hiob zwar nicht beantwortet, es wird aber klar, wie wichtig Antworten darauf wären. Die Antworten liefert wenig später aber Gottes Verfahrensweise mit seinem auserwählten Volk.

Übt Gott Gerechtigkeit auf der Erde?
Die Freunde Hiobs waren davon überzeugt. Sie werden in der Septuaginta als Könige bezeichnet. Sie waren offensichtlich sehr wohlhabend und führten dies natürlich gerne auf eine gerechte Vergeltung Gottes zurück: „Mir geht es gerechterweise so gut, und wenn es anderen nicht so gut geht, dann offensichtlich deshalb, weil sie nicht so gerecht sind, wie ich.

Elihu, dessen Namen ‚mein Gott ist er‘ bedeutet, glaubte Gott werde letztendlich Bosheit bestrafen und Gerechtigkeit belohnen (Kap 35). Leiden könnten auch der Warnung oder der Läuterung des Leidenden dienen (Kap 36+37).

Die Person Gottes

Wer ist Gott im Bibelbuch Hiob eigentlich?

Einmal ist von Gott die Rede und dann von Gottes Eigennamen וַיהוָ֖ה , Jehova oder Jahwe. Scheinbar willkürlich einmal so, und dann so.

Meine Vermutung ist, dass die ursprünglichen Berichte des ersten Buches der Bibel, der Genesis, einfach von Gott sprachen. Im Buch Exodus stellt sich Gott dann aber Moses mit „seinem Namen“ und als der einzige wahre Gott und der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs vor. Um jetzt Gott die Ehre zu geben, wurde bei den Abschriften des Bibelbuches Genesis teilweise der Namen Gottes anstelle von Gott ein gesetzt. So war klar der Gott aus Genesis = Jehova.
Das gleiche passierte mit dem Bibelbuch Hiob. Ursprünglich tauchte darin nur Gott auf. Die Israeliten ersetzten wieder teilweise Gott durch Jehova.
Spricht Gott in dem Stück selbst? Tatsächlich sagt er in Hiob 38:4 ´ich habe das Fundament der Erde gelegt´. In Hiob 39:17 spricht er aber von Gott in der dritten Person: ´Gott hat der Straußenhenne die Weisheit versagt´. Auch an anderen Stellen in der Bibel spricht Gott scheinbar, tatsächlich redet aber ein Vertreter.
Auch kann das, was Gott sagt, man kaum Gott, dem Vater, den Jesus offenbarte, zuschreiben. Gott preist seine eigenen Schöpfungswerke und redet von oben herab auf Hiob ein, ohne auf dessen Fragen und Nöte einzugehen.

Kritik am Bibelbuch

Hiob – nur ein Drama?

Spricht Gott bzw. sein Vertreter überhaupt in Hiob? Und sind die darin geschilderten Ereignisse auch tatsächlich so geschehen, oder könnte es auch ein Drama sein?
Was spricht dafür, dass es sich um fiktive Ereignisse handelt? Zum einen die Dramaturgie. Hiob verliert alles, leidet, es gibt keine Hoffnung, doch schließlich endet sein Leiden, er bekommt genau doppelt so viel wie er vorher hatte und lebt noch viele Jahre glücklich, wie im Märchen. Auch die langen Monologe sprechen für eine Ausarbeitung. Ebenso die Rahmenhandlung mit dem Satan, der Gott zu einer Wette herausfordert.
Wie wichtig ist es denn, ob die Ereignisse tatsächlich so stattgefunden haben?

Markante Bibelstellen

Hiob 1:21,22; 2:9,10

Die Reaktionen Hiobs auf das erlittene Unglück sind sehr interessant.

Hiob 1:21,22 21Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib gekommen, und nackt kehre ich dahin zurück. Gott hat gegeben, Gott hat genommen, der Name Gottes sei gepriesen!  22 Bei alldem sündigte Hiob nicht, noch beschuldigte er Gott fälschlich.

Hiob 2:9,10 9 Und seine Frau sprach zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Frömmigkeit? Fluche Gott und stirb!
10 Er aber sagte zu ihr: Wie eine der Törichten redet, so redest auch du. Das Gute nehmen wir von Gott an, sollten wir da das Böse nicht auch annehmen? Bei alldem sündigte Hiob nicht mit seinen Lippen.

Hiob beschuldigt gleich zweimal hintereinander Gott zu Unrecht:
Zunächst behauptet er, Gott hätte im alles genommen, dann, dass Gott das Böse über ihn gebracht hätte. Doch beides mal heißt es gleich im Anschluss, Hiob hätte mit seinen Lippen nicht gesündigt. Warum? Eigentlich hat er selbst wie einer der Törichten geredet, denn nicht Gott, sondern der Satan hatte das Unglück über ihn gebracht. Hiob hat übrigens in beiden Fällen seine einstige Wohlfahrt Gott zugeschrieben, obwohl nicht gesagt wird, das Gott Hiob begünstigt hätte.

In allen mir bekannten Bibelübersetzungen sagt seine Frau in Vers 9 „Fluche Gott und stirb!“, aber im Original steht „segne Gott und stirb!“
Wieso sollte Hiob Gott segnen und dann sterben? Als das erste Unglück über Hiob gekommen war, und er all seinen Besitz und seine Kinder verloren hatte, segnete Hiob Gott trotzdem. Was seine Frau wohl für unangebracht hielt, deshalb fordert sie ihn jetzt zynisch dazu auf Gott zu segnen und dann zu sterben. Angesichts des Ausmaßes des Leidens und des nahen Todes hielt sie es wohl für absurd, dass ihr Mann Gott segnen sollte. Aber ihr Mann tadelte sie, denn er war bereit das Übel, zumindest anfangs noch, anzunehmen.

Hiob 42:7

Gott (zu Elifas): Mein Zorn ist in mir gegen deine beiden Freunde entbrannt, denn sie haben nicht das gesagt, was recht ist, wie mein Knecht Hiob.

Worauf bezieht sich das „wie mein Knecht Hiob“? Im Allgemeinen bezieht man es auf „was recht ist“, Hiob hätte also geredet, was recht ist. Wahrscheinlicher bezieht es sich aber auf „sie haben nicht gesagt, was recht ist“. Also hat Hiob ebenso wie seine Freunde nicht geredet, was recht ist. Also könnte man die Passage auch so übersetzen: … sie haben nicht das gesagt, was recht ist, wie auch mein Knecht Hiob.

Elifas wird hier von dem Tadel ausgenommen und soll ein Brandopfer darbringen. In den sonstigen Übersetzungen wir diese Passage so wiedergegeben: Mein Zorn ist gegen dich und gegen deine beiden Freunde entbrannt, womit der Anschein erweckt wird, dass auch Elifas falsch geredet hat. Eine solche Übersetzung lässt der Urtext aber nicht zu. Ich bin dem weiter auf die Spur gegangen und habe mir die Reden Elifas näher angesehen.

Hiob 22:4,5

Darin sagt Elifas: 4 Weist er dich wegen deiner Ehrfurcht zurecht und geht mit dir ins Gericht? 5 Oder wegen deiner großen Schlechtigkeit und weil deine Vergehen kein Ende nehmen? Das ist keine entweder - oder Frage.
Elifas stellt einfach zwei Fragen. Die erste lautet: Weist er dich wegen deiner Ehrfurcht zurecht und geht mit dir ins Gericht? Die Antwort auf diese Frage lautet natürlich nein, es ist eigentlich eine rhetorische Frage.
Gott geht bestimmt nicht mit Hiob ins Gericht wegen dessen Ehrfurcht. Obgleich Gott ihn wegen seiner Ehrfurcht durchaus zurechtweisen könnte.
Die zweite Frage lautet: (Geht Gott mit dir ins Gericht) wegen deiner großen Schlechtigkeit und weil deine Vergehen kein Ende nehmen? Die Antwort auf diese Frage lautet ebenfalls nein. Hiob kann sich die Frage eigentlich selbst beantworten. Er hat die bösen Taten, die Elifas in der Folge aufzählt, nicht begangen. Welchen Grund sollte also Gott haben mit ihm ins Gericht zu gehen? In anderen Übersetzungen wird aber der Anschein erweckt, Elifas beschuldige Hiob dieser schlechten Taten. Dann wäre Hiob in seiner Erwiderung bestimmt darauf eingegangen.